Reisebericht Kawkas 2014

Tag 1+2 (12. und 13. Juli) 2158 km
Abfahrt um 10 Uhr. Vitali fährt erst mal mit uns. Schnelle Durchfahrt durch Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Abwechselnd schlafen und fahren. Die Vorteile des Wohnmobils sollte man nutzen. Die erste Nacht fahren wir durch. In Bulgarien hält uns die Polizei an. Das Fahren ohne Licht kostet offiziell 60 Lei, wir einigen uns auf 20. Eigentlich wollten wir Abends noch Griechenland erreichen, doch es wird dunkel und wir entscheiden uns vor Angst vor Schlaglöcher den Bergpass am nächsten Morgen zu überqueren und bleiben hinter ein paar Büschen neben der Straße stehen.

Tag 3 (14. Juli) 175 km (2333-2158)
Gut dass wir uns den Bergpass für heute aufbewahrt haben. Tolle Straße mit super Aussichten. Den Rest des Tages verbringen wir am Strand am Mittelmeer.

Tag 4 (15. Juli) 403 km (2736-2333)
Ab jetzt will Vitali selber weiter fahren. Wir ziehen sein Moped vom Hänger. Nach ein paar Kilometer auf der Autobahn sehen wir ihn seine Honda schieben. Wir halten an, doch Vitali helfen   schon einheimische Biker. Der ausgegangene Sprit wird in einem Kanister über die Standspur entgegen dem Verkehr gebracht. Am Grenzübergang treffen wir Vitali wieder. Mit den Sprachen haben die hier wohl nicht so. Kein Englisch, kein Deutsch, kein Russisch. Es gibt aber genug Leute rundherum, die übersetzen können. Nach ca. 150 km kommt dann Istanbul. Den Verkehr kann man mit dem in Moskau vergleichen. Die Zweiradfahrer sind allerdings noch frecher. Nach einem zufälligen Tipp fahren wir gleich auf den asiatischen Teil. Doch sieht es hier alles sehr alt und schmutzig aus. Wir finden einen Stehplatz an einer Tankstelle und fahren mit der Fähre wieder auf den europäischen Teil und Schleudern hier durch die Innenstand. Mit einer Istambulcard sind die öffentlichen Verkehrsmittel ziemlich günstig.

Tag 5 (16. Juli) 770 km (3506-2736)
Aus Istanbul sind wir ziemlich schnell raus und fahren weiter Richtung Osten. Nach ein paar Regenstunden kommen dann 36 Grad Hitze und dann wieder 22. Die Landschaft ändert sich immer wieder. Mal Berge, mal steppenartige Hügel. Da wir nicht wissen, wie es hier mit der Autobahnmaut funktioniert, fahren wir durch die automatischen Abrechnungsstationen mit Warnsignal durch. Es verfolgt uns jedoch keiner. Wie wir später erfahren, sollten wir ein Kärtchen kaufen, wovon die Gebühren abgezogen werden. Die Straßen sind sehr gut. Hier versteht man, im Vergleich zu vielen europäischen Ländern, wofür die Gebühren bezahlt werden sollten. Am Abend kommen wir in Samsun an. Eine ziemlich große Stadt. Hier ist scheinbar ein Feiertag. Hunderte von Leuten an der Strandpromenade. Alle Grillen irgendwas. Doch ein englisch sprechender Einheimischer klärt uns auf und sagt das es jeden Tag das selbe ist, dass hier die Leute nach dem Einbruch der Dunkelheit Essen vorbereiten und zusammen mit den Kindern essen. Es ist Ramadan. Hier auf dem Parkplatz bleiben wir zum übernachten stehen.

Tag 6 (17. Juli) 340 km (3846 - 3506)
Viertel vor vier Morgens werden wir von der Polizei geweckt. "no parking no parking..." mehr verstehen wir nicht. Leider müssen wir weiter. Nach 20 km bleiben wir am Straßenrand stehen und versuchen noch etwas zu schlafen. Am Morgen bekommen wir eine SMS Vitali. Auf dem Weg nach Trabzon sehen wir Rafal am Straßenrand stehen. Er kommt aus Polen und fährt per Anhänger nach Georgien um den Berg Kasbek zu bezwingen. Wir nehmen ihn mit. Etwas weiter treffen wir Vitali und machen alle zusammen einen Badestopp. In der Türkei ist Baden wohl nicht so angebracht und man füllt sich irgendwie besonders beobachtet. Was soll es... Unterwegs wird Vitali von der Polizei angehalten. Für 9 km/h zu schnell 50€ - heftig. Unverständlich, da vom Gefühl her, hält sich hier keiner an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Im Haven von Trabzon erfahren wir, dass die Fähre nur Mittwochs geht. Und heute ist Donnerstag. Was mich immer wieder wundert, wie begrenzt manche Leute sind. Die Beamten am Personeneingang zur Fähre wissen nicht dass 200 Meter weiter auch Fahrzeuge auf die selbe Fähre mitgenommen werden. Gut, dass wir nicht gleich aufgeben und finden auf der anderen Straßenseite ein Reisebüro, dass uns mit dem Auto für 900 Dollar rüber schiffen würde, jedoch erst nächsten Mittwoch. Dann fahren wir eben doch durch Georgien. Kurz vor Arakli, ca. 180  Km vor georgischen Grenze, bleiben wir zum Übernachten an einer Tankstelle stehen.

Tag 7 (18. Juli) 195 km (4041 - 3846)
Die Grenze Türkei-Armenien ist zu und unser russisches Visum beginnt erst am 21. Nun haben wir genug Zeit für Georgien. Nach ein paar Kilometer sind wir über die Grenze. Das Wetter ist kalt und regnerisch. Kurz hinter Batumi bleiben wir am Schwarzmeerstrand stehen. Doch es regnet den Rest des Tages. Abends kommt ein Einheimischer vorbei. Wir stehen fast in seinem Garten. Nach einer netten Unterhaltung vergehen uns alle Ängste allein am Strand stehen zu bleiben. So kann man sich schnell ein Bild über die Leute und Gefahren im Land machen. Die Schüsse, die wir nach Einbruch der Dunkelheit aus der Stadt hören, empfinden wir dann schon nur als "Freudeschüsse".

Tag 8 (19. Juli) 191 km (4232 - 4041)
Die Nacht war wirklich sehr ruhig und relativ kühl. Endlich haben wir uns richtig ausgeschlafen. Wir haben keine Eile und ziehen die Zeit bis Mittag beim Baden und Unterhaltungen mit der Einheimischen. In Kutaissi will Rafal auf seine Freunde warten. Er gibt uns in einem ihm bekannten Lokal ein Essen aus und wir besichtigen zusammen das Kloster Gelati. Bis hierhin war uns unklar, wer hier Kriege führen möchte. Doch einen Kriegsgeilen "Helden" treffen wir hier... Wir verabschieden uns von Rafal und ein paar Kilometer weiter bleiben zum Übernachten hinter einer Tankstelle stehen.

Tag 9 (20. Juli) 248 km (4480 - 4232)
Der letzte Tag in Georgien. Ohne Eile starten wir um die Mittagszeit. Ca. 60 Kilometer vor Tbilisi fängt sogar eine Autobahn an. Doch kurz vor der Stadt biegen wir nach Links ab und fahren die alte georgische Militärstraße zur russischer Grenze hoch. Auf dem Weg kommen wir an einem riesigen Stausee vorbei. Wirklich fantastische Aussichten. Das Wasser ist himmelblau. Am Anfang des Stausees in Ananuri besichtigen wir ein alte Kirche. Zum Übernachten halten wir neben einem Imbiss, der von einem Honigbauer betrieben wird. Vor dem schlafen waschen wir uns die Füße im eiskalten Bergfluss.

Bilder von Vitali aus Georgien:

Tag 10 (21. Juli) 475 km (4955 - 4480)
Wir stehen sehr früh auf, um möglichst früh an der Grenze zu sein und noch ein Paar Kilometer zu machen. Die restlichen 60 km Georgiens fahren wir über der Kazbeki Pass mit sehr schönen Aussichten. 15 km davon werden repariert. Hier kommen wir nur im Schritttempo voran. Die russische Grenze passieren wir in zwei Stunden. In Wladikawkas wechseln wir das Geld und ich bemühe mich vergeblich eine Telefonkarte zu kaufen. Weiter geht es Richtung Krasnodar über ziemlich gute Straßen und was uns sehr wundert, rundum ist es sehr sauber, die Bäume sind unten angestrichen. Der Tag geht langsam zu Ende und es ist wieder soweit eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Wir sind in der Region Kuban. Nach unserer Erfahrung finden sich in kleinen Dörfchen schneller nette und hilfsbereite Leute. Wir fahren in ein kleines Dörfchen Michurinsky rein und fragen wo wir uns hinstellen können. Gleich vor dem kleinem Laden "Ruslan" dürfen wir unseren James Cook parken. Eine sehr freundliche Tscherkessische Familie lädt und dazu auch noch zum Teetrinken ein.

Tag 11 (22. Juli) 595 km (5360 - 4955)
Wir werden von Batyr, Soja, Raschid und Alöna herzlich eingeladen bei den einen Tag zu verbringen. Da wir bereits auf der Autobahn Schilder gesehen haben, dass die Wartezeit auf die Krim Fähre bereits 30 Stunden beträgt, nehmen wir die Einladung gern an. Die Krim Halbinsel ist seit dem Anschluß an Russland sehr stark besucht, und die einzige Möglichkeit dahin zu kommen ist nun mal die Fähre. Insgesamt 60 Stunden Wartezeit möchten wir nicht verschwenden. Um 8 Uhr werden die beiden süßen Kinder zum Kindergarten gebracht. Nach dem gemeinsamen Frühstück unterhalten wir uns über dies und jenes und dürfen sogar unsere Wäsche waschen. Nach dem bis jetzt besten Mittagessen verabschieden wir uns und fahren Richtung Sochi. Noch mal besten Dank für so einen guten Empfang. Die Region Krasnodar überrascht uns durch Ordnung und Sauberkeit. So viel davon haben wir doch nicht erwartet. Die Schwarzmeerküste  empfängt uns jedoch mit Staus. Mann hat kaum Möglichkeiten zum Übernachten stehen zu bleiben. An einem sehr lauten Straßenrand kurz hinter Tuabse halten wir und wollen hier die Nacht verbringen. Ein einheimischer LKW Fahrer erklärt uns, dass diese Straße eigentlich nur Nachts passierbar ist. So machen wir das dann auch.

Tag 12 (23. Juli) 311 km (5671 - 5360)
Um 4 Uhr morgens fahren wir los. Die Strecke ist der Wahnsinn. Eine Spitzkehre nach der anderen und immer hoch und runter. Mann kommt auch nachts nicht allzu schnell weiter. Von 7 bis 10 Uhr legen wir uns noch mal aufs Ohr. Das letzte Stück schaffen wir dann so um die Mittagszeit. Das Sochi Komplex ist natürlich beeindruckend. Bilder sprechen hier für sich... In der Dämmerung geht noch die Fontänen los. Mit Musik und Lichtspiele ist das sehr beeindruckend. Doch eine Entschädigung für so einen schwierigen Anfahrtsweg. Nach einem leckeren Abendessen im Restaurant Baikal treten wir um 12 Uhr nachts die Rückfahrt an. Um 4 Uhr morgens sind wir die meisten Serpentine durch und halten kurz hinter Tuabse zum Schlafen.

Tag 13 (24. Juli) 301 km (5972 - 5671)
Kurz nach 10 Uhr aufgestanden, fahren wir weiter. Erst die letzten Staus der Schwarzmeerküste, dann kommen die Staus rund um Krasnodar... Und dass bei +36° Hitze. Viel haben wir heute nicht geschafft. Wir stellen uns im Feld alleine zum Übernachten hin.

Tag 14 (25. Juli) 372 km (6344 - 5972)
Gut ausgeschlafen fahren wir weiter. Die Straßen sind ziemlich frei und wir haben keine Eile. Gegen 18 Uhr erreichen wir Kotelnikowo. Hier werden entlang der Straße geräucherte Fische verkauft. Diese kommen aus dem Wolga-Donn Stausee. Bei einem Verkäufer fragen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Gleich neben seinem Haus dürfen wir unseren JC parken. Einen sehr guten Abend verbringen wir mit Andrej, Swetlana, Roma, Sergej und Mascha. Herzlichen Dank noch mal.

Tag 15 (26. Juli) 505 km (6849 - 6344)
Da wir heute uns wieder mit Vitali treffen wollen, müssen wir pünktlich los. Das schaffen wir gerade noch, jedoch sind die Straßen der Stadt Wolgograd ziemlich schlecht. Geht ziemlich auf die Nerven. Wir treffen uns am Denkmal Mamajev Kurgan. Sehr beeindruckend. Auch nach 72 Jahre füllt man die tragische Ereignisse dieses Ortes. Das können die Russen pflegen! Um 18 Uhr fahren wir weiter und schaffen es fast bis Saratov.

Tag 16 (27. Juli) 896 km (7745 - 6849)
Ab heute wollen wir Kilometer machen. Vitali fährt parallel Motorrad. Zum übernachten werden wir uns ab heute treffen. Wir fahren entlang der Wolga. Werden von der neugierigen Polizei zwei Mal angehalten. Ansonsten nichts außergewöhnlich. Mit einem Wohnmobil ist es doch nicht so einfach Kilometer in Russland zu machen. Von 8 Uhr morgens bis 22:30 Uhr abends gefahren und nicht mal 900 km geschafft. Im Vergleich zum Motorrad sind alle Staus unsere :-( Hinzu kamen heute die zwei Stunden von den Zeitzonen. Letztendlich sind wir um 2 Uhr morgens Ortszeit schlafen gegangen.

Tag 17 (28. Juli) 613 km (8358 - 7745)
Heute mal wieder im Stau gestanden. Vitali merkt ihn nicht mal und kommt wesentlich schneller voran. Durch das Passieren des Ural Gebirges überqueren wir wieder mal die Grenze nach Asien. Nach Tschelabinsk hoffen wir auf etwas weniger Verkehr auf den Straßen.

Tag 18 (29. Juli) 829 km (9187 - 8358)
Das Wetter ist ziemlich schlecht. Um die 10°C und immer wieder Regen. Was uns nicht so stört ist für Vitali nicht so ganz angenehm. Heute hatten wir die Hoffnung gehabt, nicht ganz so weit hinten zu bleiben, jedoch etwas muss uns immer aufhalten. Kurz nach Kurgan ein Schlag in die Windschutzscheibe. Habe erst gedacht - Glück gehabt. Doch dann sehe ich einen Riss, der sich langsam durch die Scheibe weiter frisst. In der vierten СТО der dritten Stadt bekommen wir endlich einen Tipp, wer so was stoppen kann. Wir fahren zu Ewgenij. Löchlein gebohrt, mit kleben verklebt - hält. Noch mal Danke. Am Abend müssen wir wieder fast 200 Km nachholen. Vitalis Schwager (auch Ewgenij) ist uns mit dem Motorrad entgegen gekommen. Nun haben wir zwei Biker.

Tag 19 (30. Juli) 611 km (9798 - 9187)
Heute ist unser Heimatdörfchen Grischkowka das Ziel. Um 9 Uhr starten wir alle zusammen. Wir fahren zuerst in Omsk bei meiner Hochschule vorbei, gehen mit Sergej in das Studentenheim rein, wo ich fünf Jahre gelebt habe. Auf der Strecke nach Novosibirst überholen uns unsere beiden Biker. Die hatten schon eine Mittagspause und wir noch nicht. Nun halten wir und denken, dass wir schon wieder zurück bleiben werden, besonders weil wir heute ca. 180 km auf Schotter fahren müssen. Der Umweg auf Asphalt ist 500 km länger. Die Straße ist die größte Herausforderung bis jetzt. Auf einem Stück der Straße gibt es nicht mal Schotter und ausgerechnet hier hat es auch noch geregnet und wir schwimmen regelrecht auf der Straße. In Slawgorod angekommen, stellen wir fest, dass unsere Biker noch nicht angekommen sind. Die hatten versucht eine "schönere" Strecke zu finden, doch dort konnten sie auch nicht durchschwimmen und mussten wieder zurück. Die sahen lustig aus! Wir werden mit leckeren Schaschlik und sonstigen Leckereien empfangen. Um 24 Uhr kommen wir dann in Grischkowka bei Lisa an.

Tag 20 - 25 (31. Juli - 5. August) 292 km (10090 - 9798)
Aufenthalt in Grischkowka und Umgebung. Unter Anderem der See Maloye Yarovoye. Der ist so salzhaltig, dass man wie ein Korken an der Oberfläche bleibt.

Tag 26 (6. August) 570 km (10660 - 10090)
Es geht wieder zurück. Vitali fährt mit uns und das Moped hinten drauf. Auf den 150 km Schotterweg reißen uns drei Mal die Ösen ab.

Tag 27 (7. August) 953 km (11613 - 10660)
Tyumen, Yekaterinbung, überall wird gebaut.

Tag 28 (8. August) 875 km (12488 - 11613)
Perm, Kazan. Fahren, Fahren...

Tag 29 (9. August) 976 km (13464 - 12488)
Und noch ein Tag fahren. Wieder mal reißen die Ösen ab. Am Abend erreichen wir Moskau.

Tag 30 - 31 (10. - 11. August) Moskau. Mein Bruder zeigt uns DIE Großstadt. Von der bin ich immer wieder beeindruckend. Ab jetzt auch meine Frau und Sohn. Dieses Mal kommen wir sogar in den Kreml rein und besuchen die WDNH.

Tag 32 - 33 (12. - 13. August) 2291 km (15755 - 13464)
Ab jetzt geht es wieder nachhause. Vitali fährt wieder selber. 80 Km vor der Grenze kommt noch ein Stein in unsere Frontscheibe. Nun müssen wir diese aber sicher austauschen. Wir fahren die Nacht fast durch (nur drei Stunden-Stopp) und am Abend den 13. sind wir wieder in Bünde. Vitali kommt einen Tag später um 2 Uhr in der Nacht auch an. Nach seiner Aussage würde er aber ganz gerne noch ein paar Kilometer drehen. Ich selber bin dann doch froh mal wieder zuhause zu sein.

Wir sind nun heile wieder zurück und versuchen wieder im Alltag Fuß zu fassen. Unser James Cook hat eine kaputte Frontscheibe und, ach ja, eine Glühbirne wurde gewechselt.