Reisebericht Magadan 2017

Tag 1 (15 Juli) Bünde Osteroda 950 km
Pünktlich um 8 Uhr starten wir das Abenteuer. Mit ein paar Tropfen Regen und ein paar kleine Staus kommen wir recht schnell durch. Machen unserem ersten halt an einem Campingplatz in Osteroda. Neben uns steht ein Tenere Fahrer aus Warschau.

Tag 2 (16 Juli) Osteroda Daugavpils 635 km
Total schlecht geschlafen... Die ganze Nacht hat jemand gemeint uns allen Musik machen zu müssen. Ab halb sieben am Sonntagmorgen wurde dann auch noch ein Flex angeschmissen. Wir fahren durch die schöne Strecke durch die Masuren. Dauert etwas, aber wir haben noch Zeit. Auf einer Baustellenampel spreche ich einen anderen Biker an. Es ist Sergej aus Workuta, der mit seinem Sohn in Spanien war. Wir fahren zusammen in das uns schon lange bekanntes Hotel. Bei interessanter Unterhaltung geht der Abend schnell zu Ende.

Tag 3 (17 Juli) Daugavpils Moskau 785 km
Zusammen mit Sergej fahren wir bis zur Grenze. Er fährt als russischer Bürger schnell durch und wir müssen Schlange stehen. Nach fünf Stunden sind wir dann auch durch! Die restlichen 600 km fliegen schnell vorbei und wir stehen um 22 Uhr am Ziel im Moskau.

Tag 4 (18 Juli) Moskau 35 km
Nach einer kleiner Fotoserie am Roten Platz verbringen wir den Rest des Tages im derLagerhalle. Ab hier fahren unsere Mopeds und wir mal wieder Zug. Die Mopeds werden sorgfältigst eingepackt. Die Lagerarbeiter sind super freundlich. Wir bekommen Tee und Unterhaltung. Nach einem kleinem Disput halten Sie auch den versprochenen Preis. Es ist leider nicht mehr so einfach, wie früher. Die Bagagewagons der Bahn gibt es nicht mehr und es sind nur private Transportunternehmen mit denen solche Transporte durchgeführt werden.

Tag 5 (19 Juli) Moskau 0 km
Nach dem Bezahlen des Mopedtransportes bummeln wir den ganzen Tag durch Moskau. Zugabfahrt um 23:05 Uhr.

Tag 6+7 (20+21 Juli) Moskau Nowosibirsk 3325 km
Zwei Tage Transsibirische Eisenbahn. Für Detlev eins der Highlights dieses Abenteuers.

Tag 8 (22 Juli) Nowosibirsk Krasnojarsk 795 km
Die Wagons sind bis unter das Dach voll. Irgendwo da drunter müssen unsere Mopeds sein. Zwischendurch gehen wir Essen. Als wir zurück sind, wird der erste aus den Wagon gezogen. Der Staplerfahrer schafft es tatsächlich ohne die Kisten umzuschmeißen. Nach dem erfolgreichen Papierkrieg packen wir unsere Sachen und starten schon vor 10 Uhr. Noch mal würde ich so einen Transport nicht machen. Ziemlich teuer und aufwändig. Da kann man lieber die 3325 km schnell auf dem Moped abreiten... Die Straßen sind ok und wir kommen gut voran. Übernachtung im Krasnojarsk.

Tag 9 (23 Juli) Krasnojarsk Sima 800 km
Heute nichts besonderes. Ein paar kleine Zwischenstopps und der erste Tag komplett ohne Regen.

Tag 10 (24 Juli) Sima Utulik 383 km
Dafür haben wir heute ziemlich viel Regen. Der Baikalsee! Und wenn wir schon mal an soooo viel Frischwasser vorbei fahren (⅕ des gesamten Erdbestandes), dann bleiben wir hier etwas. Omul essen und anschließend Campingplatz “Baikal”.

Tag 11 (25 Juli) Utulik Novopavlovka 583 km
Nach dem Ausschlafen hatten wir heute vor bei gutem Wetter hier noch einen Tag zu bleiben. Doch das mit dem Wetter sieht schlecht aus. Ab dem Morgen regnet es... und dann noch bis 14 Uhr. Wir fahren später los und hängen wegen der schlechten Sicht oft hinter LKWs fest. Hinter Ulan-Ude hört es endlich auf zu regnen. Ein paar Kilometer weiter bekommen wir das Gefühl uns verfahren zu haben. Mongolei... Doch das ist Burjatien. Landschaftlich fast dasselbe. Zum Abend hin fängt wieder an zu regnen. Wir halten in einem kleinen Dörfchen und nehmen ein Zimmer am Kaffee.

Tag 12 (26 Juli) Novopavlovka Mogotscha 1020 km
Früh gestartet hoffen wir heute ein paar Kilometer zu machen. Anfangs sieht das nicht einfach aus, da eine Baustelle nach der anderen kommt. Doch es gibt auch bessere Stücke und das Wetter hat sich endlich stabilisiert. Es kommen kaum noch Ortschaften oder Tankstellen. Die letzte in Mogotscha erreicht Detlev mit einem halben Liter Spritzt. Die geplanten 1000 Kilometer sind geschafft! Mit dem Hotel helfen uns die heimischen Jungs von Bikepost.

Tag 13 (27 Juli) Mogotscha Tynda 530 km
Das Hotel war ziemlich schmierig aber mit Garage. Wir halten am Denkmal "Zum Andenken an unschuldig ermordeten auf der Straßen". Oben drauf steht: "Gott entscheidet, wie lang dein Leben wird, und Du entscheidest über dessen Breite..." Meine Stimme zittert, während ich es Detlev übersetze. Nach ca. 300 Kilometer erreichen wir Skoworodino. Das ist DER Reifenwechselort für sämtlichen Magadan-Fahrer. Das machen wir hier auch. Nach 20 Kilometer kommt das erste Straßenschild Magadan 3177! Beim fotografieren merken wir, dass die Yamaha bereits hinten einen platten Reifen hat. Der erste auf dieser Reise. Nach der Reparatur starten wir nun das tatsächliche Abenteuer. Ab hier gibt es kaum noch Asphalt. Es kommen die ersten Schotterpisten und Staub, und davon nicht zu wenig. Damit der zweite Fahrer was sehen kann, muss er so etwa einen Kilometer zurück bleiben. Ein Auto zu überholen wird zu einem Kamikaze-Manöver. Besonders zwischen den Bäumen, da hier der Staub besonders lange steht. Abends halten wir im Hotel Tajognaja.

Tag 14 (28 Juli) Tynda Aldan 460 km
Sind sehr gespannt auf das Bevorstehende. Die Schotterpisten sind relativ gut befahrbar. Meistens können wir die angenehme 80-90 Stundenkilometer halten. Die riesigen Staubwolken erschweren uns das Vorankommen erheblich. Doch in acht Stunden schaffen wir die geplanten 460 Kilometer. Das Hotel Sever ist ausgebucht, doch die Rezeptionsdame ruft das Nachbarhotel Woschod (Восход) an und alles ist gut. Auf dem Weg dahin werden wir vom Quadfahrer Oleg begleitet. Sehr nette Rezeptionsdame Lena. Im Hotel lerne ich noch Ruslan kennen. Diese Gespräche sind für mich mittlerweile fast interessanteste an diesen Reisen. Ab hier wundert sich übrigens keiner mehr, dass wir nach Magadan wollen, obwohl noch fast 3000 km zu fahren sind. Das ist jetzt selbstverständlich. Bisher war die Verwunderung fast so groß, wie in Deutschland.

Tag 15 (29 Juli) Aldan Nignij Bestach 512 km
Ein ganz entspannter Tag. So um die 70% der Strecke ist sehr guter Asphalt, der Rest sehr glatte Schotterpisten. Nach dem Ankommen fahren wir zum Fluss Lena runter. Beeindruckend. Der Fluss ist hier ca. 3 km breit! Es gibt hier keine Brücke, obwohl auf der anderen Seite die Stadt Jakutsk liegt, die Hauptstadt der Teilrepublik Sacha (Jakutien). Diese Teilrepublik ist übrigens flächenmäßig dreimal so groß wie Deutschland. Es gibt auch keinen festen Anlegeplatz. Die Fähren legen an den provisorisch vorgeschobenen Sandhaufen an. Wegen den allgegenwertigen kleinen Motten habe ich nicht mal ein Bild vom Hotel gemacht. Die beißen zwar nicht, sind aber sehr nervig.

Tag 16 (30 Juli) Nignij Bestach Chandyga 400 km
Vom Fahren her für mich bis jetzt der anstrengendste, ansonsten ein sehr interessanter Tag. Sehr viele sandige Passagen oder frischer Schotter. Auch viele lehmige Abschnitte. Diese sind bei nassem Wetter unpassierbar. Besonders bekannt ist hierfür der Ort Tschuraptscha (Чурапча). Viele Biker warten tagelang in Hotels um hier vorbeifahren zu können. Wir haben Glück und holen uns hier nur einen Nagel ins Hinterrad. Lt. dem Baggerfahrer (siehe Foto) schaffen die Steigung hinter dem Bagger bei Regen nicht mal Autos. Diese werden dann mithilfe von Kettenraupen hochgezogen.
An einer Tankstelle treffen wir noch zwei Deutsche getroffen, Kai und Christian. Fahren auch nach Magadan. Interessente Landschaften, dann mit der Fähre über den Fluss Aldan. Auf dem letzten Bild "Das blutige Ufer". Hier wurden zu Gulagzeiten die Häftlinge eines sinkenden Schiffes, damit diese nicht entkommen, noch im Wasser erschossen.
Abends lotze ich unsere neue Bekannte in das von uns gebuchte Hotel. Danke an Abus, den Hotelbesitzer für die Gastfreundschaft und nettes Gespräch.

Tag 17 (31 Juli) Chandyga Ust-Nera 560 km
Nach dem anstrengendsten Tag kommt der schönste! Heute sehen wir endlich mal das, wofür wir schon zwei Wochen unterwegs sind. Unglaublich schöne Landschaften. Wir halten immer wieder an, um ein paar Fotos zu machen, doch das muss man mit eigenen Augen sehen. Wilde unberührte Natur, Berge, Flüsse, Schnee! Im Kreis Ojmakon liegt übrigens der Kälterekord von minus 73°. Kurz vor Ust-Nera halten wir an einem liegengebliebenen Auto. Das ist der Feuerwehrchef. Wir sollen doch bitte bei seiner Wache vorbeifahren und ein Rettungsfahrzeug schicken. Dort können wir auch bei Bedarf übernachten. Das Angebot nehmen wir an. Es wird eine überlustige Übernachtung. Wir werden von der bei weiten übermäßigen Gastfreundschaft überwältigt!!! Natürlich nehmen die Jungs kein Geld von uns, und fühlen sich sogar beleidigt beim Angebot unser Benzin selber zu bezahlen. Vor uns liegen nämlich 400 km ohne Tankstellen. Danke an die Gesamte Mannschaft!

Tag 18 (1 August) Ust-Nera Jagodnoe 495 km
Durch die angetrunkene und dadurch sehr laute Mannschafft  können wir kaum geschlafen. Ust-Nera liegt übrigens nur 200 km vom Polarkreis entfernt, also war es in der Nacht auch noch ziemlich hell. Während noch fast alle endlich schlafen, hauen wir schnell um 8 Uhr ab. Die Taigalandschaften gehen weiter. Das Wetter spielt bestens mit. Noch ein wunderschöner Tag, wollten wir nur nicht so schlafen. Am Abend stehen wir vor den Bikepost Jagodnoe. Alexander überlässt uns die Garagen. Einfach toll, dass hier so was organisiert wird!

Tag 19 (2 August) Jagodnoe Sokol 430 km
Wir hören nicht auf zu staunen über diese Landschaften. Den ganzen Tag halten wir Ausschau nach Bären. Noch in Aldan wurden uns Bilder von Juni mit den auf dem Kolyma Highway laufenden Bären gezeigt. Doch wir sehen keine. Höchstwahrscheinlich sehen nur die uns, aber wir sie nicht. Wie wir später erfahren, halten sich die Bären sich zu dieser Jahreszeit meistens auf den Flüssen auf. Hier haben sie leichte Beute mit den Fischen, die zum laichen hochschwimmen.
Die letzten paar Kilometer sparen wir uns für morgen auf, da wir in Sokol freundlichst von Natalias Verwandtschaft empfangen werden.

Tag 20 (3 August) Sokol Magadan 50 km
Zuerst werden die Motorräder gewaschen. Letztendlich wollen wir nicht für den Transport nach Moskau sämtlicher Kilo Ungeziefer und Dreck an unseren Mopeds bezahlen. Dann geht es nach Magadan, und da ist sie, die Stadt am Ende der Welt. Ganz kurz dürfen wir sie im Sonnenschein sehen. Wie wir es später erfahren haben, ist das eine seltene Gelegenheit, da sie meist im Nebel liegt. Nach den kurzen Fotostationen fahren wir die Mopeds zum Avia-Partner um den Rücktransport zu organisieren. Oleg, der Chef des Unternehmens, spricht sogar sehr gut deutsch. Wir müssen auch das Öl ablassen. Alles muss offen bleiben, damit der Sicherheitsbeauftragte am Flughafen alles sehen und prüfen kann. Den Rücktransport über Avia-Partner.ru kann ich nur weiter empfehlen! Kostet was, aber sehr zuverlässig und kompetent.

Tag 21-24 (4-6 August) Sokol Magadan 0 km
Nach dem Einpacken der Mopeds bezahlen wir den Rest des nicht ganz günstigen Betrages. Und jetzt ein paar Tage Erholung…

Tag 25 (7 August) Magadan Moskau 6000 km
Wir fliegen über acht Zeitzonen hinweg nach Moskau. Bis jetzt der längste Tag im meinem Leben - 32 Stunden. Mit dem Jetlag haben wir im Nachhinein noch lange zu kämpfen.

Tag 26-27 (8-9 August) Moskau 0 km
Da die Mopeds nach Moskau etwas später kommen, schauen wir uns noch mal Moskau an. Da die Stadt ja etwas größer ist, finden wir auch was, um uns nicht zu langweilen:-)

Tag 28 (10 August) Moskau Ludza 655 km
Es geht nach Hause. Doch die lettischen Grenzer müssen wahrscheinlich irgendwelche Sanktionen einhalten und ziehen die Kontrollen bis zum geht nicht mehr. Nach fünf Stunden sind wir dann endlich raus, obwohl die Russen uns mit den Moppeds teilweise sogar ohne Schlange durchließen. Da es schon angefangen hat zu regnen und dunkel wurde, schaffen wir es nicht bis Daugavpils und suchen uns ein Hotel in Ludza. Sogar mit Gefrierschrank, ich fahre nämlich noch Fisch und Kaviar aus Magadan mit:)

Tag 29 (11 August) Ludza Nowostawy Dolne 838 km
Weil Detlev so gerne zeltet und ich das nur als Notfall sehe, fahren wir ab Polen jeder für sich. Ich ins Hotel und Detlev auf ein Campingplatz. Wegen meiner Ladung spiele ich mit dem Gedanken durchzufahren, doch nach 34° Hitze kommt gegen Abend eine dicke Wolke am Horizont. Nachts im Regen zu fahren ist für mich aber ein noch größerer Notfall. Ich übernachte an einem Rastplatz.

Tag 30 (12 August) Nowostawy Dolne Bünde 820 km
Am letzten Tag  kommt aber auch noch so richtig viel Wasser von oben... Aber ich "schwimme" durch. Man will es nicht glauben, doch von den Emotionen nach der deutschen Grenzüberquerung kommen mir fast die Tränen. Zwei Stunden nach meiner Ankunft ruft mich Detlev an. Er hat 15 km von Zuhause noch einen platten Reifen! Na so was aber auch, unser Flicken von Tschuraptscha hat nicht gehalten.
Und so sind wir dann nach:
11.736 km auf den Mopeds
3.325 km auf den Gleisen
6.000 km im Flieger
ZUHAUSE - Geschafft!